Corona oder: Die zunehmende Regionalisierung der Verpackungsbranche?
Auch wenn die Lockdown-Beschränkungen seitens verschiedener Regierungen nun weitgehend gelockert wurden, befinden sich teilweise noch ganze Industrien mitten in der Krise. Denn Corona unterbricht globale Warenströme und zeigt uns eines dabei ganz deutlich: Auch die heutige Weltwirtschaft ist verletzlich!
Für viele Branchen und global agierende Unternehmen ist daher die Zeit gekommen, ihre Handelsbeziehungen und Lieferketten zu überdenken. Doch ist Corona auch Auslöser für eine zunehmende Regionalisierung der Verpackungsbranche?
Vorerst bleibt zu sagen, dass neben Corona auch weitere Faktoren der Globalisierung zusetzen und diese Entwicklungen nicht unbedingt besonders neuartiger Natur sind. Die Globalisierung umfasst neben dem grenzüberschreitenden Strom von Handelsgütern auch Dienstleistungen, Daten, Investitionen etc. Hier ließ sich bereits vor dem Ausbruch der Pandemie ein Rückgang beobachten. Gründe dafür sind beispielsweise die Finanz- & Schuldenkrise, der Klimawandel oder die von Trump angestifteten & befeuerten Handelskriege. Letztendlich war es jedoch die Pandemie, die zeigt, wie schnell Grenzen geschlossen und Exportverbote für bestimmte Güter verhängt werden. Die Auswirkungen dessen lassen sich bisher nur erahnen. Die WTO rechnet in diesem Jahr jedoch mit einem Rückgang des internationalen Handelsvolumens um etwa ein Drittel.
Doch was bedeutet das für die Industrie? Da viele Unternehmen aus Fernost und anderen Regionen liefern oder ihre Vorprodukte global beziehen, sind diese natürlich unmittelbar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Um weiterhin produzieren zu können, suchen diese Unternehmen daher nach Alternativen: regional. Denn von regionalen Wertschöpfungsketten versprechen sich die Unternehmen eine größere Versorgungssicherheit. Neben den Unternehmen selbst zeichnet sich der Trend nach einer zunehmenden Nationalisierung der Wirtschaftspolitik aber auch im Handeln der internationalen Politik ab: So vergibt Japan etwa bereits heute Subventionen an Unternehmen, die zukünftig wieder im Inland produzieren.
Was bedeutet das für die Verpackungsbranche? Ein Punkt, der die bisher genannten Faktoren für die Verpackungsbranche deutlich verstärkt, ist der durch die Maßnahmen bedingte, stark zunehmende Onlinehandel. Viele Unternehmen wurden durch diesen Wandel stark getroffen und sind nun bereit, verstärkt auf eine Nearshoring-Strategie zu setzen, die Produktion und Lieferanten vornehmlich dort sucht, wo die Produkte auch verkauft werden sollen. Verpackungen zählen dabei für viele Unternehmen zu den Produkten, die strategisch definitiv so wichtig sind, dass sie gerne regional bezogen werden. Denn die Vorteile im Bezug bei regionalen Verpackungslieferanten liegen für die Marken auf der Hand: Kurze Transportwege – Direkte Kommunikation – Zuverlässigkeit & Versorgungssicherheit.
Ist die Globalisierung damit am Ende angelangt? Keineswegs! Zwar führt uns Corona gerade vor Augen, wie empfindlich internationale Lieferketten sind und wie schnell Exportverbote vor allem in anderen Branchen verhängt werden. Für viele Unternehmen findet während der Krise jedoch ein Umdenken statt, welches sich mit dem Phänomen der „slowbalization“ beschreiben lässt und die ohnehin gegebene Nachhaltigkeitsdebatte weiterhin vorantreibt.